27.01.2023
#WeRemember
© SK Rapid | Red Ring Shots
(v.l.n.r.) Gerald Netzl, Julian Schneps, Edeltraud Hanappi-Egger, Steffen Hofmann und Laurin Rosenberg im Wiener Ostarrichi-Park.
Der 27. Jänner gilt seit dem Jahr 2005 als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. An diesem Tag wird weltweit den Millionen im Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden gedacht. Im Jahr 1945 wurde an diesem Tag das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nimmt auch beim SK Rapid seit Jahren einen wichtigen Stellenwert ein.
Im deutschen Fußball wird seit vielen Jahren an Spieltagen rund um den 27. Jänner unter dem Motto „!Nie wieder“ an die grauenhaften Ereignisse aus dieser Zeit gedacht. Die Österreichische Fußball-Bundesliga unterstützt heuer erstmals die Aktion #WeRemember, an welcher sich auch der SK Rapid beteiligt. Die Hütteldorfer gedenken jährlich stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus den beiden namentlich bekannten Opfern des Holocaust aus den Reihen des Vereins an der im November 2021 eröffneten Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichi-Park. Bei den beiden namentlich bekannten Opfern handelt es sich mit Wilhelm Goldschmidt um den Namensgeber Rapids, sowie mit Alfred „Fritz“ Dünmann um einen Spieler der Frühzeit des Klubs. Für beide wurde bereits 2019 bzw. 2021 an ihren letzten Wiener Wohnadressen vor der Deportation ein Stein der Erinnerung enthüllt. Die Finanzierung dieser besonderen Form der Erinnerung wurde in beiden Fällen dankenswerterweise vom Fanklub „Grün-Weiße AkademikerInnen“ übernommen, weshalb neben u.a. Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger und Geschäftsführer SK Rapid Steffen Hofmann auch Fanklub-Obmann Gerald Netzl den Opfern vor Ort gedachte.
Edeltraud Hanappi-Egger, Vizepräsidentin SK Rapid, im Rahmen der Kranzniederlegung: „Es ist wirklich wichtig, die zahlreichen Holocaust-Opfer nicht zu vergessen. Unsere Gedanken sind heute daher insbesondere auch bei den beiden unvergessenen Rapidlern Wilhelm Goldschmidt und Alfred ,Fritz' Dünmann. Es ist somit nicht nur ein Gedenken an das dunkelste Kapitel der Geschichte Österreichs, sondern auch ein Erinnern an die eigene, grün-weiße Geschichte.“
Steffen Hofmann, Geschäftsführer SK Rapid: „Es gehört zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung, dass wir an diesem Tage der zahllosen Opfer der verbrecherischen Ära der Nationalsozialisten gedenken. Heute war es mir auch persönlich ein Anliegen, bei der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte ein Zeichen zu setzen. Besonders freut es mich, dass sich die Bundesliga und damit natürlich auch unser Klub der wichtigen #WeRemember-Kampagne angeschlossen haben.“
Wilhelm Goldschmidt
Wilhelm Goldschmidt wurde am 22. Juli 1880 in Brünn geboren. Für die Geschichte Rapids ist er besonders wichtig, da er am 8. Jänner 1899 die Umbenennung des 1. Wiener Arbeiter Fußball-Clubs in Sportclub "Rapid", wie es damals geschrieben wurde, vorgeschlagen hat. In diesen ersten Jahren war Goldschmidt auch Klubsekretär und so etwa für die Ausstellung von Mitgliedskarten und Ähnliches zuständig. Zeitweise war seine private Adresse auch die offizielle Anschrift des Vereins. Am 5. Juni 1942 wurde Goldschmidt als Jude von den Nationalsozialisten nach Izbica deportiert. Das Ghetto Izbica war eine Art Sammellager für deportierte Jüdinnen und Juden, von dem es in verschiedenste Konzentrationslager weitergehen sollte. Der genaue Zeitpunkt und Ort der Ermordung Goldschmidts ist nicht bekannt.
Fritz Dünmann
Alfred (genannt Fritz) Dünmann geboren am 5. Dezember 1884 in Wien, war in der Frühphase der Rapid-Geschichte als Spieler im Einsatz. Darüber hinaus lief er auch für das österreichische Nationalteam als Stürmer auf. In der Festschrift anlässlich des 20. Geburtstags des SK Rapid heißt es über ihn: „Dünmann, der schlanke, sehnige Bursche mit dem markanten scharfen Profil, war einer der schneidigsten und geistesgegenwärtigsten Stürmer, die wir je in unserer Mitte hatten.“. Dünmann wurde als Jude im Rahmen des Novemberpogroms zunächst ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Aus diesem wurde er unter der Bedingung das Deutsche Reich zu verlassen, aber wieder entlassen und ging in den nicht besetzten Teil Frankreichs ins Exil. Mit der Fortdauer des zweiten Weltkriegs nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden aber auch hier zu. Ende 1941 wurde Dünmann abermals inhaftiert, wurde über verschiedene Zwischenstationen ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet.
Der SK Rapid im Nationalsozialismus
Die Sicht auf die Rolle Rapids im Nationalsozialismus war lange vor allem von der Reduzierung auf die sportlichen Erfolge (deutscher Cupsieger 1938, deutscher Meister 1941) geprägt. Erst mit der Aufarbeitung durch die vom damaligen Präsidenten Rudi Edlinger in Auftrag gegebene und 2011 erschienene Studie „Grün-Weiß unterm Hakenkreuz“ änderte sich der Blick auf den Klub. Rapid stellte sich als erster Bundesligaklub der eigenen Geschichte. Das Ergebnis: Rapid war ein Klub, der sich schnell an die neuen Herrschaftsverhältnisse anpasste. So wurde etwa der Vereinsvorstand umgebaut, wichtige Nationalsozialisten übernahmen wichtige Positionen bei Rapid. Entsprechend gab es auch einige Rapid-Funktionäre und ehemalige Spieler, die Mitglied der NSDAP wurden. So etwa Rapid-Ikone Josef „Pepi“ Uridil oder auch der Trainer der Kampfmannschaft Leopold Nitsch. Ein Spieler der Hütteldorfer war in den letzten Kriegstagen an der Folterung von Häftlingen beteiligt. Dem gegenüber stehen Vertreibung, Verfolgung und Ermordung anderer ehemaliger Spieler und Funktionäre. Neben der Ermordung Goldschmidts und Dünmanns sei hier an die Flucht ins brasilianische Exil des ehemaligen Präsidenten Hans Fischer und des ehemaligen Mitarbeiters Leo Schidrowritz erinnert.
Weitere Informationen zur Gedenkstätte gibt es hier.
Videomaterial zum heutigen Besuch im Ostarrichi-Park finden Sie hier.