SK Rapid MediaInfo 010/2021: Stein der Erinnerung für Alfred "Fritz" Dünmann Heute, am 27. Jänner 2021, ist der internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Anlass dafür ist der 76. Jahrestag der Befreiung des früheren NS-Konzentrationslagers Auschwitz, in dem über eine Million Menschen ermordet wurden. Seit 2005 wird den Opfern jedes Jahr am 27. Jänner gedacht – und auch der SK Rapid nimmt dies zum Anlass, um einen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen. In Gedenken an Alfred „Fritz“ Dünmann enthüllten Präsident Martin Bruckner, die beiden Geschäftsführer Christoph Peschek und Zoran Barisic, Rapideum-Koordinator Laurin Rosenberg und Gerald Netzl vom Fanklub „Grün-Weiße AkademikerInnen“ heute einen „Stein der Erinnerung“ in der Feldkellergasse 38 im 13. Wiener Gemeindebezirk – vor jenem Haus, in dem der einstige Rapid-Spieler bis zu deiner Deportation lebte. Damit verlegt der SK Rapid bereits den zweiten Stein der Erinnerung nach jenem für Wilhelm Goldschmidt, dem Namensgeber des SK Rapid, im Jubiläumsjahr zum 120. Geburtstag des Vereins. Alfred „Fritz“ Dünmann, geboren am 5. Dezember 1884 in Wien, war in der Frühphase des SK Rapid als Spieler im Einsatz und hat zudem für das österreichische Nationalteam als Stürmer gespielt. In der Festschrift anlässlich des 20. Geburtstags des SK Rapid heißt es über ihn: „Dünmann, der schlanke, sehnige Bursche mit dem markanten scharfen Profil, war einer der schneidigsten und geistesgegenwärtigsten Stürmer, die wir je in unserer Mitte hatten.“ Dünmann wurde als Jude im Rahmen des Novemberpogroms zunächst ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Aus diesem wurde er unter der Bedingung, das Deutsche Reich zu verlassen, wieder entlassen und ging in den nicht besetzten Teil Frankreichs ins Exil. Mit der Fortdauer des Zweiten Weltkriegs nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden aber auch hier zu. Ende 1941 wurde Dünmann abermals inhaftiert, über verschiedene Zwischenstationen ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet. Mit der Verlegung dieses zweiten Steins der Erinnerung wird nun auch dem zweiten bekannten Opfer der Shoah aus den Reihen des SK Rapid im öffentlichen Raum gedacht. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der eigenen Rolle im Nationalsozialismus war dem SK Rapid bereits in der Vergangenheit ein wichtiges Anliegen. 2009 hat der Verein eine Studie hierzu in Auftrag gegeben, die 2011 unter dem Titel „Grün-Weiß unterm Hakenkreuz“ erschienen ist und einen Maßstab in der Forschung österreichischer Fußballvereine gesetzt hat. Die Aufarbeitung spielt auch im 2011 eröffneten Rapideum eine große Rolle, wofür das Vereinsmuseum auch über die Fußballwelt hinaus bekannt ist. Das Motto „Niemals vergessen!“ gibt hier die Ausrichtung vor, die auch verschiedene Fanclubs zum Vorbild für die eigene Beschäftigung mit dem Thema genommen haben. „Rapid ist mehr als ein Verein, wir sind eine Gemeinschaft. Den vielen großartigen Rapidlern unserer Vereinsgeschichte wollen wir stets ein ehrendes Andenken bewahren. Wir stehen für Werte aus Tradition und wollen gleichzeitig möglichst vielen Menschen, vor allem den jungen Rapid-Fans, die Geschichte unseres außergewöhnlichen Klubs näherbringen. Denn diese ist uns Erbe und Gebot zugleich, deshalb war und ist es uns ein Anliegen, im Rahmen der Aufarbeitung unserer eigenen Rolle in der dunklen Zeit des Nationalsozialismus das Bewusstsein für dieses wichtige Thema zu schärfen, denn menschliche Vielfalt ist Motor unseres Erfolgs“, so SK Rapid Geschäftsführer Wirtschaft Christoph Peschek. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle dem Fanklub „Grün-Weiße AkademikerInnen“ der, wie schon beim Stein der Erinnerung für Wilhelm Goldschmidt, die für die Verlegung des Steins entstandenen Kosten übernimmt. Was ist ein „Stein der Erinnerung“? Im täglichen Sprachgebrauch ist für die Idee der Steine der Erinnerung der Begriff „Stolperstein“ gebräuchlicher. Allerdings wird dieser aus verschiedensten Gründen in Wien nicht verwendet. Die Grundidee sieht vor, dezentrale Orte der Erinnerung für Opfer des Nationalsozialismus zu schaffen. Dies betrifft insbesondere jüdische Opfer: 66.500 Österreicherinnen und Österreicher die nach den „Nürnberger Rassengesetzen“ als jüdisch galten, wurden ermordet. Ziel ist es, „die Erinnerung an das jüdische Leben und die jüdische Kultur vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten wach“ zu halten. Diese Steine sehen in ganz Europa gleich, bzw. sehr ähnlich aus. Es handelt sich um kleine Messingplatten, die in der Regel in den Boden eingelassen werden. Darauf werden der Name des Opfers, Lebensdaten sowie Informationen zur Deportation eingraviert. In Wien wurden bisher über 1.200 Steine der Erinnerung verlegt.